Zalando in Italien bei WeChat
Zalando in Italien bei WeChat
Alltag ohne Messenger? Geht nicht.  Mit über 35 Millionen Nutzern überflügelt WhatsApp sogar Facebook in Deutschland. Und wenn sich sogar schon Facebook – wenn auch bislang eher mühselig – für die Verkaufe eignet, wie steht es dann um Chat-Dienste als Bedienungstheke der Zukunft?  

Was Messenger-Apps so attraktiv für den Handel macht, ist nicht allein ihre Verbreitung und die fast schon suchtgetriebene Dauernutzung, sondern ihre kinderleichte Bedienbarkeit selbst für die ältere Generation.

Im Service sehen wir hierzulande bereits erste Ansätze. Style-Berater wie bei Outfittery oder Zalando (Zalon) oder Helfer bei Notebooksbilliger kümmern sich via WhatsApp um den desorientierten Kunden. Gelegentliche Einkaufstipps Richtung Shop sind möglich, aber nicht das erklärte Ziel des Einsatzes.

Das ist noch recht hemdsärmelig.  Auch weil sich Anbieter wie WhatsApp sich in Sachen Nutzungsbedingungen und Datenschutzbestimmungen sowie bei der technischen Umsetzung mit offiziellen und nicht offiziellen Schnittstellen noch in einem Graubereich bewegen.

Anders beim Facebook-Messenger, der ganz bewusst Richtung Kommunikation zwischen Kunde und Unternehmen weiter entwickelt wird und zur eierlegenden Wollmilchsau der digitalen Kommunikation ausgebaut wird.

Shopping via WeChat bei Zalora
Shopping via WeChat bei Zalora
Was künftig möglich sein wird, das zeigt der Blick nach China auf WeChat. Der Mega-Dienst, den 500 Millionen Chinesen nutzen, ist für den E-Commerce bestens präpariert, bietet mit der WeChat Wallet einen eigenen Paymentservice für Mobile Payment und für Finanztransaktionen von Nutzer zu Nutzer, und verfügt auch über Funktionen für den Kauf von Bahntickets, Kino-Karten und Taxi-Bestellungen. Etliche Top-Marken wie Adidas oder Mercedes kommunizieren in China über eigene Brand Accounts mit den Kunden. Shopping-Alerts inklusive.

Damit nicht genug: Mit der Funktion WeChat Store lässt sich sogar ein Onlineshop innerhalb des Messengers erstellen. Schon in der Vergangenheit hat WeChat gezeigt, dass sich so gerade per Flash-Sales lukrative Mengen abschleusen lassen und über Coupons Schnäppchenjäger aktiviert werden. Bei WalktheChat lassen sich dazu vier spannende Case-Studys nachlesen. Die Agentur kümmert sich auch um das WeChat-Marketing für westliche Unternehmen.

Übrigens muss man den Einsatz nicht auf Asien beschränken. Yoox nutzt WeChat mit einem Köcher an Optionen auch für italienische Kunden.  Und so sieht Zalando bei WeChat für den italienischen Kunden aus.

Ex-PayPal-Manager David Marcus, inzwischen Facebooks Chef-Messenger, will derlei für den blauen Riesen modellieren.   Das Ziel: “interact with businesses or services to buy items (and then buy more again), order rides, purchase airline tickets, and talk to customer service in truly frictionless and delightful ways.”

Unter dem Motto „Threads are the new apps“ sieht er damit gar das Ende der klassischen Apps heraufdämmern, weil sich der Messenger nahtlos in den Alltag einfügt:

Everlane erprobt die Chancen im Messenger
Everlane erprobt die Chancen im Messenger
“It is so much easier to do everything in one place that has the context of your last interactions, as well as your identity (no need to ever login), rather than downloading apps that you’ll never use again and jumping around from one app to another. Our early tests in 2015 with brands are showing that interactions will happen more and more in your Messenger threads, so we’ll continue making it easy for you to engage with businesses, and we’ll also do more to enable additional businesses and services to build the right experience in conversations.”

Für Facebook könnte der Messenger, der bislang mit einigen wenigen Handelspartnern wie Zulily und Everlane getestet wird, damit der lange versprochene Einstieg in den Facebook-Commerce sein. Mit dem virtuellen Assistenten “M” testet Facebook sogar Ansätze von künstlicher Intelligenz, die alltägliche Aufgaben wie Restaurant-Buchungen oder Blumenbestellungen (Hochzeitstag!) übernehmen soll.